Nach Pudelkos Tod zeigte sich die WEA in Form der CD-Compilation “Mit artigsten Grüßen” nochmals nobel, gerade so als wolle sie sich bei ihm für die zeitweise Mißachtung seiner Kunst entschuldigen. Die 1996 als Pudelko-Retrospektive veröffentlichte CD “Mit artigsten Grüßen” vereint eine Sammlung der ungewöhnlichsten Songs von Heiner Pudelko aus 17 Jahren einer der radikalsten Karrieren, die es in der deutschsprachigen jemals Musik gegeben hat. Die wilden Mauerjahre des ersten INTERZONE-Albums repräsentieren die ungestümen R&R Einlagen von “Hintermänner” und “Blues” sowie die Tom Waits Adaption “Karl”. Vom INTERZONE-Album “Aus Liebe” stammen “‚Armer Paul” und die oft gecoverte All-Time-Liebeserklärung Pudelkos an alle Obdachlosen und Vaganten dieser Welt, “Was ich an dir mag”. Vom letzten INTERZONE-Album “Das süsse Leben” haben es “Böser Vati” und “Ruth” auf die Compilation geschafft. Dazu kommen Heiners Ausflüge in die Welt des gepflegten deutschen Blues aus dem Album “Gloria” mit “Mein Schatz” und einer seiner bitter-schönsten Songs: “Verrat”. Natürlich ist auch das letze Pudelko-Album vertreten und das gleich mit einem Schlager (“So was Schönes”), einem Bo Diddley-Blues (“Wahrheit”) und dem legendären “Narren”. Als besondere Gabe packte die WEA drei der sieben letzten Pudelko-Demos aus dem Jahre 1993, die er für eine Platte, die er unbedingt noch aufnehmen wollte, fertiggestellt hat. Udo Arndt,Und alles ist wahr HEINER PUDELKO FrontCover -klein- Pudelkos erster Tonmeister und Curt Cress, sein letzter Produzent, überarbeiteten die Demos (“Goldene Jahre”, “Nil” und “Zwinger”) schliffen den Stein aber gerade mal so wenig, dass man die Unebenheiten der Demos noch spürt.

Inzwischen gibt es sogar eine (unautorisierte) zweite Kompilation, die von Rainer Sauer zusammengestellt wurde und gelegentlich von Radio Jena “On The Air” im Radio gespielt wird. Sie trägt den Titel: “Und alles ist wahr” und vereint weitere Pudelko-/Interzone-Perlen (wie das “Kinderlied” und “Die Lebendigen + Die Toten” in der Version der allerersten Vinyl-Scheibe von Interzone) oder Bonus-Songs und Remixe aus der “Das süsse Leben”-Ära (z. B. die “Ich und mein Freund die Katze” -Maxiversion, “Neuer Tag”, “Ruth”) mit den Produktionen für den SFB (wie “Stricher”, “Wer passt zu mir?”, “Kleine Schwester Ost”). Zusammen sind dies 15 weitere Pudelko-Highlights, die vielleicht irgendwann einmal sogar als reguläres Album erscheinen könnten.

Nun ist Heiner Pudelko schon bald fünfzehn Jahre nicht mehr unter uns. Trotzdem lebt er als Persönlichkeit weiter, bekommt seine Art zu singen nach wie vor Respekt von alle Seiten. Heiner Lürig, der 1989 mit Pudelko für Heinz Rudolf Kunze den Song “Die langen Messer der Nacht” aufnahm:
“Heinz und ich standen beide sehr auf ihn und seine Stimmfarbe. INTERZONE war eine meiner Lieblingsbands - sehr imponierend. Das Erlebnis ‘Pudelko’ war einfach wunderbar.”

Kunze selbst erinnert sich an die Zusammenarbeit so: “Er hatte eine von diesen deutschen Stimmen, gleichzeitig hatte er ein unheimliches Gefühl für R&B und trotzdem war er extrem Deutsch in seiner Artikulation, also ein echter RAMMSTEIN-Vorläufer. Ich habe ihn immer bewundert, ich fand INTERZONE immer eine gigantische Band und ich habe lange und einschmeichelnd mit mehreren Briefen um ihn geworben. Er war sehr kokett und sehr zurückhaltend und wollte sich erst gar nicht darauf einlassen und ist dann doch gekommen Und ich glaube er hat das dann auch sehr gerne gemacht, hat auch eingesehen, welche Funktion er in diesem Stück haben sollte. Sonst hätte er es auch nicht gemacht, da ist er so eigensinnig gewesen. Hätte ihm das nicht eingeleuchtet, hätte er es wieder streichen lassen, löschen lassen. Ein großartiger Kollege und vielleicht einer der besten Rocksänger, den Deutschland je gehabt hat. Völlig unnachahmlich.”.

Auch Ulla Meinecke, eine der wenigen Künstler, die seine Songs schon zu Lebzeiten gecovert haben, versucht ein Statements zum Phänomen Pudelko: "Zu Heiner fällt mir Intensität ein und eine Wildheit, die nichts zu tun hat mit dekorativ schlechtem Benehmen, sondern eher mit Natürlichkeit, also mit ungebändigtem und ungezähmtem Ausdruck, was sehr echt ist; echt im Sinne von unausweichlich. Seine Songs waren subversiv, aber eindringlich. Er ist immer sehr weit gegangen in seiner Arbeit und in seinem Musikersein, textlich und musikalisch. Es war immer sehr aufregend. Die Konzerte waren große Ereignisse für die Fans, und es gab die Parole: ‚Rote Rosen für Pudelko!'. Heiner war in der Musikerszene ein Impulsgeber, der oft stilistisch zitiert und manchmal sogar imitiert wurde. Seine Kollegen haben ihn bewundert, seine Songversionen von Originalen mochte man lieber als die Originale."

Gero Gebhardt, ein enger Freund Pudelkos, den er tief in die Produktion von “Gloria” eingebunden hatte, zollt Pudelko großen Respekt: "Prächtig war eines seiner Lieblingsworte. Prächtig ist auch dieses Vermächtnis, das seine einzigartige Stimme mit den dazugehörigen außergewöhnlichen Texten wiedergibt."

Und was sagen die beiden ehemaligen NINA HAGEN- und SPLIFF-Protagonisten Reinhold Heil und Herwig Mitteregger zu dem Mann, den sie so bewunderten?. Heil, der 1984 für Pudelko und INTERZONE die Single ”Ich und mein Freund die Katze” produzierte und der heute ein gefragten Filmusikkomponist geworden ist (u.a. für “MATRIX Revolutions”): "Wie ich Pudelko beschreiben würde? Reibeisen in der Stimme, Stacheldraht um das waidwunde Herz und die Fähigkeit, Hochgefühle bei mir auszulösen, wenn ich das auf meinem Mischpult bearbeiten durfte. Die Besten brennen hell und schnell, auch wenn ich gerade mit ihm auch in 30 Jahren noch gern Spaziergänge gemacht hätte.". Und Herwig Mitteregger meint: "Heiner stand auf der Bühne des “Quartier Latin” in weißen Klamotten, die dünnen Haare fielen ihm bis zum Hintern. Er sah aus wie der Heilige Geist Kreuzbergs. (Anmerkung: “Wie'n weisser Engel, schön wie Schnee hängt er da...”, singt Mitteregger in “Deja Vu”) Es wurden Stücke wie ‚Ich will Dich wiedersehn‘ und ‚Eisenmann‘ gegeben. Wir waren alle glücklich. denn unsere Kultband spielte."

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